Kongress „Wundermut“ tagt in Bad Marienberg
Kreative Konzepte für Kirche mit Kindern
bon
16.09.2025
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Im Evangelischen Gymnasium Bad Marienberg erlebten mehr als 80 Teilnehmende einen inspirierenden Tag mit Workshops, Gottesdienst und Angeboten und tauschten sich aus, wie Kinder und Erwachsene gemeinsam Glauben erleben können. Es war der erste Gegenwartskongress des Landesverbandes im Evangelischen Dekanat Westerwald.
Mutig Ausschau nach Wundern halten
Zunächst erlebten die Gäste – die meisten von ihnen Pfarrpersonen, GemeindepädagogInnen und Ehrenamtliche – einen kreativen Gottesdienst: Um in die Kirche zu kommen, mussten sie zunächst eine dunkle, gruselige Jurte durchschreiten – passend zum Thema des Tages und zum Leitvers des Gottesdienstes: Fürchte Dich nicht, ich bin bei Dir. „Es lohnt sich eben, mutig nach Wundern Ausschau zu halten. Auch dort, wo man sie vielleicht gar nicht erwartet“, sagt Regina Kehr, Bildungsreferentin im Evangelischen Dekanat Westerwald und Vorstandsmitglied im Landesverband.
Von Hoffnung erzählen
Sich wundern dürfen ist auch heute noch wichtig; gerade für Kinder, glaubt Professor Ruben Zimmermann, der im Gymnasium einen Impulsvortrag zum Thema hielt. Für ihn geht es gar nicht so sehr um die Frage, ob diese Geschichten – vor allem die biblischen Wundergeschichten – „Fakt oder Fantasie sind“, wie er sagt. „Diese Texte müssen nicht bis ins Letzte erklärt werden, sondern halten die Spannung aus. Erwachsene neigen dazu, diese Grenze immer ziehen zu müssen. Aber Kinder genießen das Faszinierende. Denn Wundererzählungen sind Hoffnungsgeschichten.“ Und diese Geschichten sind wie geschaffen für Kirche mit Kindern.
Geschichten mit Sturm und Gewitter
So wie die vielen anderen Methoden und Ideen, die die Teilnehmenden auf einem Markt der Möglichkeiten und in verschiedenen Workshops im und ums Evangelische Gymnasium kennengelernt haben. Zum Beispiel bei „Biblische Geschichten frei erzählen lassen“: Dort lernen die Teilnehmenden, wie sie die Erzählungen pantomimisch mitreißend und begeisternd darstellen. Einige Räume weiter ist‘s lauter: Auf dem Boden liegen verschiedene Instrumente – Rasseln, Regenmacher, Gongs. Kreative Klanggestalter, die die jungen Zuhörer mit hineinnehmen in die Geschichten und die Sturm und Gewitter hörbar werden lassen.
Ringkampf in der Kirche
Diejenigen, die es in der Arbeit mit Kindern dynamisch mögen, kommen im Workshop „Mit Gott im Ring“ auf ihre Kosten. Dort lernen die Teilnehmenden Ideen kennen, bei denen es gerne handfester zur Sache gehen darf. Den Kampf Jakobs am Jabbuk mit Poolnudeln im Gottesdienst ausfechten? Warum nicht! Hauptsache: nicht stillsitzen müssen. Auf dem Pausenhof präsentiert Waldpädagogin Christine Gerth Inspirationen für Kirche unter freiem Himmel und zeigt, wie sich Glauben im Wald mit allen Sinnen vermitteln lässt. Dazu brauchen die Kinder keine großen Anleitung, sondern lediglich Raum, um selbst Dinge entdecken und Fragen stellen zu können, glaubt die Pädagogin.
Gott ist die Quelle
Bei allen Konzepten: Das Wichtige in Kindergottesdiensten ist, dass der Fokus klar ist, sagt Referentin Natalie Ende, die in ihrem Workshop die Grundlagen von Gottesdiensten mit Kindern beleuchtet. „Gott ist in unserer Mitte – nicht die Kinder. Sie sollen nicht auf einer Bühne und im Fokus stehen. Sie sind Teil unserer Gemeinschaft; sind mit uns allen im Kreis. Und Gott ist die Mitte, die Quelle.“ Diese Sichtweise verändert das Konzept eines Kindergottesdienstes, ist sich Natalie Ende sicher. „Wir feiern mit den Kindern, nicht wegen ihnen.“
Ehrennadel für Dr. Eberhard Scholl
Am Ende des Tages und den insgesamt zwölf Workshops feiern die Gäste noch einmal gemeinsam: mit biblischen Wundermutgeschichten (packend nacherzählt von Simone Elflein und Edwin Borg), der musikalischen Begleitung von Ursula Starke und einer besonderen Ehrung: Die Stellvertretende Kirchenpräsidentin der EKHN, Ulrike Scherf, hat den Vorsitzenden des Landesverbandes für Kindergottesdienst, Dr. Eberhard Scholl, mit der Ehrennadel der EKHN ausgezeichnet. Damit würdigt die Landeskirche unter anderem Scholls Engagement für den Kindergottesdienst, dem er sich seit 57 Jahren widmet. Ulrike Scherf bezeichnet ihn als „Lobbyist für Kinder mit Haltung und Humor“ und sieht in ihm einen „Menschen, der immer zur richtigen Zeit das richtige Wort findet. Und der immer zuerst fragt: Was brauchen die Kinder?“. Eberhard Scholl habe Generationen von jungen Menschen geprägt und die Kirche reicher gemacht – mit „Glauben, Sachverstand, Ausdauer und Freundlichkeit“, schließt die Stellvertretende Kirchenpräsidentin. So geht der Gegenwartskongress zu Ende: mit einer Würdigung der wertvollen Arbeit der Vergangenheit, aber auch mit einem kreativen, frischen Blick nach vorne. Eben mit Wunder-vollen Ideen, die Mut machen für Kindergottesdienste mit ganz viel Herz. (bon)
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